Fail Faster – Warum Fehler gut sind?

Aus dem Internetmarketing-Beobachter vom 16. November 2011. Abgemahnt von der Netzverdienst AG am 5.3.2014 (!)

Heiko der Große will uns Glauben machen, dass Fehler gut sind und glaubt uns dies dadurch am besten damit belegen zu können, indem er sich mit einem der größten Industriellen auf eine Stufe zu stellen versucht.

Ich lade Sie ein, sich mit mir die Sache mal etwas genauer anzuschauen.

Von Jan | Portugal

Dass Heiko Häusler nun endgültig den Boden unter den Füßen verloren hat und in höhere Sphären abgedriftet ist, wird deutlich an einem Video, das er raffinierter Weise wenige Tage vor Beginn eines neuen Launches der Öffentlichkeit präsentiert hat. Das möchte ich mir hier etwas genauer ansehen und hören.

Ein sogenanntes Entschuldigungsvideo, das er Klartext nennt und angeblich belegen soll, dass er an dem Desaster, das er mit dem Verkauf seiner BusinessMasterBoxen verursacht hat und wahrscheinlich zu einem Flop für seine Aktiengesellschaft werden dürfte, nicht die geringste Schuld trägt, folgte ein paar Tage später, und zwar zum Auftakt der Vermarktung eines neuen Produkts.

Dass er seinen Kunden – die bereits mehrere Tausende Euro auf sein Konto überwiesen hatten – über Monate hinweg Antworten schuldig blieb, glaubt er sowohl mit dem Klartext-Video wie auch mit dem Fail Faster-Video begründen zu können.

Waren es in seinem Launch-Video Systemsituationen, denen er die Schuld an dem Desaster in die Schuhe zu schieben versucht, sagt er hier: »Wir sollten uns zunächst die Frage stellen: Sind Fehler schlecht?« Sind sie nicht, meint er, im Gegenteil: »Scheitere schneller, mach schneller Fehler.« Seiner Philosophie zufolge ist das die einzige Möglichkeit, im Leben voranzukommen.

Dass Fehler so negativ besetzt sind, resümiert er, sei einzig und allein unserem Schulsystem anzulasten. »Wenn wir zurückdenken, können wir uns nicht an einen einzigen Lehrer erinnern, der gesagt hätte ›Wow, gut gemacht.‹ Denn Fehler waren in der Schule immer etwas Schlechtes. Diese Kultur hat sich leider auch in den Unternehmen breitgemacht.«

Er wirft die Frage auf, ob diese Einstellung dazu führt, dass grundsätzlich weniger Fehler gemacht werden, wenn Fehler denn etwas Böses sind. Er kommt zu dem Schluss: »Nein, natürlich nicht, dies führt allenfalls dazu, dass Fehler vertuscht werden. Und das ist das Schlimmste, was mit Fehlern passieren kann. Denn wenn sie vertuscht werden, dann werden sie wahrscheinlich wieder passieren, dann wird man nicht an die Gründe, weshalb der Fehler passiert ist, wann wir dann versuchen, die Folgen irgendwie auszumerzen oder Ähnliches. Man wird eben nicht daraus lernen und nicht die Probleme sehen, die dahinter liegen, also die die Ursache für diese Fehler waren. Was mit Fehlern auf keinen Fall passieren darf, ist, dass sie vertuscht werden.«

Da hat Heiko Häusler zweifelsfrei recht, keine Frage. Und er behält auch recht, wenn er meint, dass eine Haltung, die das Risiko meidet, zu Passivität führt. »Wenn Sie passiv sind und nicht aktiv werden, werden Sie auch relativ wenig erreichen. Ich denke, das sollte uns denn doch klar sein.«

Natürlich, das ist uns klar. Es besteht ja auch kein Zweifel daran, dass Fehler nun mal passieren. Aber man kann doch wohl nicht ernsthaft die These aufstellen – nur weil sie einem gerade bei der Einführung eines neuen Produkts in dem Kram passt – Fehler seien eine notwendige Begleiterscheinung auf dem Weg zum Erfolg. Das ist ja wohl wirklich völlig absurd und letztendlich genau das, was den Worten Heiko Häuslers nach eben nicht sein sollte, nämlich Ausreden, die ja nichts anderes sind als Vertuschungen.
Es geht mir zunächst gar nicht so sehr um die einfältige These, dass Fehler zu machen sozusagen lebensnotwendig, ja gar das Salz in der Suppe sind. Es geht mir zunächst einmal um sein Beispiel dafür, warum dies angeblich so sein soll. Denn dies glaubt er uns einfältigen Betrachtern seines Videos anhand des geschäftlichen Lebenslaufes eines zunächst gescheiterten und später hoch gefeierten Industriellen verklickern zu können.

»Und zwar nehmen wir mal den kürzlich verstorbenen Apple-Gründer Steve Jobs, der ja gerade in aller Munde ist und deshalb auch ein gutes Beispiel für dieses Thema ist. Inzwischen ist Steve Jobs von den meisten Leuten hoch verehrt – natürlich gibt es auch Kritik in einzelnen Bereichen – aber generell ist er ja relativ hoch verehrt.«

Er zählt minutiös Fall und Aufstieg dieses Mannes auf, der zunächst Apple gegründet hat, dann aus seinem eigenen Unternehmen rausflog, ein neues gründete, das von Apple dann geschluckt wurde – und später wieder bei Apple erfolgreich Fuß fand.

»Die weitere Geschichte ist ja weitgehend bekannt: Er kehrte zu Apple zurück, eben nach dem Kauf seiner neuen Firma durch Apple. Und die letzen Jahre wäre ja eine relativ unaufhaltsame Erfolgsgeschichte; die haben wir ja alle weitgehend mitbekommen. Sie kennen alle die Produkte mit dem »i« vorne – iPot, iTunes, iMac, iPhone und iPad. Zuletzt lag er eben fast immer goldrichtig, und das eben auch allen Unkenrufen zum Trotz.«

Raffiniert gemacht, aber doch etwas zu durchsichtig und sehr weit aus der Luft gegriffen, dieses Beispiel. Keine Frage, der Mann war nach seinem Fall irgendwann auch erfolgreich. Wahrscheinlich war er ein Visionär, mit immer neuen und guten Ideen.

Aber – Nachtijall ick hör dir trapsen – der liebe Heiko Häusler sieht sich schon auf einer Stufe mit Steve Jobs!

Halt, einen Moment mal bitte …

So ich bin wieder da – hab mir erst mal meine Fliege angelegt, natürlich die feierliche, die silberne, und die Haare fein säuberlich gekämmt. Ich sitze nun ganz respektvoll und gebührlich, mit kerzengeradem Kreuz vor meiner Tastatur – was allerdings den Blick nach unten etwas erschwert. Aber in diesem Falle ist mir jedes Opfer recht. Mir ist nämlich dank des Videos so richtig bewusst geworden, mit was für einer wichtigen Person der Weltgeschichte ich es hier zu tun habe: mit Heiko der Große!

Klar, dass man da Haltung annehmen muss und voller Ehrfurcht alles zu schlucken bereit ist, wenn Heiko der Große uns glauben machen will, dass es nun mal notwendig war, einen solchen Scheiß zu produzieren, wie er es uns vor lauter Habgier und Abweichen von seinem einstigen Weg gerade vor Augen geführt hat.

Er will uns sagen: »Ich mach all den Mist doch nur, damit ich euch irgendwann einmal mit richtig guten Produkten beglücken kann, die jedem von euch das Leben verschönern. Habt ein wenig Nachsicht und Geduld, wenn ich Mist baue – es ist schließlich nur zu eurem Besten.«

Es ist ja wirklich erstaunlich, was mit einem passiert, wenn man plötzlich so viel Geld auf dem Konto hat. Die Birne qualmt, man ist zu keiner Handlung mehr fähig, vergisst seine Kunden. Doch wenn dann wieder ein kleines bisschen Klarheit zurückgekehrt ist, hat man schon wieder neue Pläne, um den Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen. Und die präsentiert man denn erst einmal damit, den Leuten zu erklären, dass man all die Fehler doch nur zu unserem Wohle gemacht hat.

JA, GEHT’S NOCH? Ist der Mann denn völlig übergeschnappt?

Obwohl diese Frage am Schluss mit einem Fragezeichen endet, ist dies für mich allerdings keine Frage, sondern Realität!

Wir haben es hier also mit Heiko den Großen zu tun, ja? Das ist ja wohl so was von dreist, dass man ihn eigentlich zum sofortigen Abtritt von der Online-Business-Bühne auffordern müsste, vor allem seine Kollegen Internetmarketer sollten wohl mit ihm mal ein ernstes Wörtchen reden, denn das völlig inakzeptable Verhalten eines ihrer bislang angesehenen Kollegen, wirft auch ein schlechtes Licht auf sie, die mit ihm doch immerzu kungeln. Sie waren es schließlich auch, die unsere eMail-Postfächer anlässlich des Superlaunches überquellen ließen.

Bisher hatte ich nur die Stimme von einem der Großen und Erfolgreichen der Szene recht deutlich vernommen, das war die von Ralf Schmitz. Der hat in seiner eMail zum aktuellen Launch von Heiko der Große deutliche Worte gesprochen, nämlich dass der Service saumäßig war, was überhaupt nicht zu akzeptieren sei. Trotzdem aber bewirbt er das neue Produkt wieder.

Ganz andere Schlüsse aber ziehen die beiden Internetmarketer Andreas Obermüller und Roland Ewert, die ich später noch zitieren werde. Denen ist es mehr als peinlich, dass sie sich so stark für die BusinessMasterBox eingesetzt haben. Dabei waren sie dermaßen erfolgreich, dass sie als Prämie gar ein iPad2 von Heiko der Große als Belobigung erhielten. Inzwischen aber haben sie sich auf ihrem Blog http://geld-im-internet-24.de/10008/produkt-launchempfehlungen-um-jeden-preis-erfahrungen-und-unsere-konsequenzen-zum-thema-business-master-box/ reuevoll dafür bei ihren Kunden entschuldigt. Dann gibt es da noch Olaf Weiland, der sich ebenfalls entschuldigt und sich der Kritik stellt.

Ich erwähne dies vor allem deshalb, um zu verdeutlichen, dass es durchaus Marketer mit Format gibt und die das Ganze nicht so harmlos betrachten wie Heiko der Große, der uns dieses Trauerspiel als Fehler unterzujubeln versucht und dazu extra zwei Rechtfertigungs-Videos produzierte.

Von derartigem Verhalten ist Heiko der Große tatsächlich meilenweit entfernt, glaubt sich mit einfältigen Aussagen via Video aus der Affäre ziehen zu können. Er scheint er alle Skrupel hinter sich gelassen zu haben und hat nur noch die Dollarzeichen vor Augen – eine tragische Entwicklung. Ganz dreist ist natürlich auch, dass er sich ausgerechnet erst jetzt zu Wort meldet, wo er ein neues Produkt im Markt zu platzieren beabsichtigt. Er hat Blut geleckt und schlägt noch einmal so richtig zu, damit noch mehr Geld auf sein Konto und das der Aktionäre fließt.

Ich weiß, ich gehöre natürlich zu den Neidern, von denen er in seinem angeblichen Klartext-Video spricht. Denn: »Erfolg ruft Neider auf den Plan,« sagt er. Aber dass es Menschen gibt, die einfach nur eine andere Wertevorstellung haben, kommt ihm nicht in den Sinn. Logisch, Heiko der Große hat nun mal eine völlig andere Lebensphilosophie, die da heißt: »Ich muss Geld raffen – aber was beinahe noch wichtiger ist als das: Ich möchte der Größte der Branche sein, muss allen zeigen, dass ich den richtigen Durchblick habe, dass ich der allerbeste bin.«

Und da sucht er natürlich Mittel und Wege, wie er sich am besten wieder in Szene setzen und das Drama um den Verkauf seiner Boxen herunterzuspielen kann. Jetzt kommt er auf die tolle Idee, alles so hinzudrehen, als handle es sich hier tatsächlich um paar unbedeutende Fehler, was da bei der Fabrikation seiner Boxen abgelaufen ist. Und es sei schließlich nicht nur völlig normal, Fehler zu machen, nein, sie sind schlichtweg auch notwendig.

Dabei denke ich, dass man es nicht als Fehler abtun kann, Produkte zu verkaufen, die es gar nicht gibt. Denn genau das war schließlich die Ursache der Katastrophe. Ich möchte dies an dieser Stelle auch gar nicht weiter vertiefen, denn dazu habe ich schon anderswo Stellung bezogen. Ich erwähne dies hier nur deshalb, weil Heiko der Große ja alles mit Fehlern begründet.

Ich denke denn auch, dass der Mann echt arm dran ist, trotz der vielen Moneten, die er uns ja voll stolz in einem eigens produzierten Video und auch als Textbeitrag vor Augen führt, in dem er uns mit vor Stolz geschwellter Brust verkündet, in wenigen Tagen mehr als EUR 1,1 Mio. eingesammelt zu haben. Doch was davon tatsächlich übrig bleibt, dürfte vor allem die Aktionäre interessieren. Denn wäre diese Aktiengesellschaft an der Börse notiert, hätte sie in der Tat Rekorde zu verzeichnen, allerdings im Minusbereich.

Seine Rechnung ist unehrlich und nicht auf einen Fehler zurückzuführen. Sie ist schlichtweg Lug und Trug.

Ich hab da mal eine Rechnung aufgestellt und bin zu dem Ergebnis gekommen, dass von dem ganzen Geschäft mit den Boxen lächerliche EUR 255.000 übrig geblieben sein dürften. Das ist weniger als ein Viertel von dem, was er uns in seinem Video vor Augen geführt hatte. Daran wird deutlich, dass Heiko der Große den Mund seit einiger Zeit auffallend weit aufreißt; muss er wohl, seit sein Unternehmen den Nachsatz Aktiengesellschaft führt. Schließlich schuldet er seinen Aktionären etwas, denn er will sie schließlich davon überzeugen, dass ihr Geld bei ihm in besten Händen ist.

Und hierin dürfte er sich von dem in seinem Beispiel genannten Steve Jobs ja wohl erheblich unterscheiden. Dieser legte das Geld der Aktionäre in die Entwicklung hervorragender Produkte an, was übrigens Heiko der Große höchstselbst berichtet hat. Das ist teuer, denn dazu benötigte der einmal seine eigenen Ideen, dann aber auch hocheffektive Ingenieure und Wissenschaftler, mit denen zusammen er diese Produkte entwickelt hat. All dies braucht Heiko der Große ja alles nicht. Auch produziert er keine Hardware, die zusätzlich enorme Materialkosten verschlingt.

Freilich, Heiko der Große braucht eine Idee – darin ist er kreativ, unbestritten – und versucht diese umzusetzen. Dazu aber benötigt er nicht die Hilfe von Ingenieuren, sondern die indischer Programmierer. Die sind letztenendes sehr viel günstiger als jene Leute, die Steve Jobs beschäftigte. Und dann ist die Frage, und darüber hat Heiko der Große nichts berichtet, ob Steve Jobs seine Kunden mit einer derart zynischen Menschenverachtung und Respektlosigkeit behandelt hat, wie er es tat, indem er einfach auf stur geschaltet und Kunden Antworten schuldig geblieben ist. Hat ein solches Verhalten etwa was mit einem Fehler zu tun? Mitnichten!

Ich gehe davon aus, dass Steve Jobs möglicherweise sehr viel Geld intern verbraten hat, und zwar bei der Entwicklung neuer Projekte, das waren dann allerdings Unternehmensgelder. Heiko der Große aber lässt seine Unzulänglichkeit an seiner Kundschaft aus. Das ist eine völlig andere Unternehmenskultur. Und mit so etwas will er sich auf ein Podest stellen?

Doch wie komme ich auf die EUR 255.00? Es können auch ein paar mehr oder weniger letztendlich dabei herauskommen, doch in der Tendenz dürfte meine Rechnung stimmig sein. Zunächst hält erst einmal der Staat die Hand auf und kassiert Umsatzsteuer, sodass EUR 850.000 verbleiben. Laut Aussagen erfolgreicher Vermittler der Box beläuft sich die Stornoquote auf unglaubliche 60 %. Doch wenn ich nur 50 % ansetze, verbleiben EUR 425.000. Die Affiliates wollen auch noch bedient werden. Ich rechne jetzt mal an Provisionen 40 %, da ja ein Teil eventuell nicht verprovisioniert werden muss, weil es Direktkäufe sind. Und somit komme ich auf den oben genannten Betrag.

Dass er lumpige EUR 255.000 nicht gerne der Öffentlichkeit und seinen Aktionären präsentiert, ist verständlich, dabei ist das natürlich immer noch ein stolzes Sümmchen. Für mich freilich wäre das ein riesen Betrag, aber für Heiko der Große sind das Peanuts, über die man gar nicht spricht. Und solche Zahlen eignen sich denn auch rein gar nicht, weiteren Leuten das Geld für einen Aktienkauf zu entlocken.

Sein unseriöses Auftreten ist denn auch keine interne Angelegenheit, die man unter sich auszumachen hat, wie er dies auf seinem Blog erklärt. Denn sein Video hat er schließlich via Affiliates zigfach in mein eMail-Postfach geschleust. Wenn er also der Öffentlichkeit seine Erfolge vor Augen führt, braucht er sich doch wohl nicht zu wundern, wenn man auch auf seine Misserfolge aufmerksam wird und darüber spricht.

Gelernt hat Heiko der Große nichts, rein gar nichts. Macht weiterhin den Fehler der Unehrlichkeit, und den kritisiert er doch höchstselbst in seinem Video. Und so gesehen hat er einem Spanischen Sprichwort nach recht schlechte Karten: »Ein Fehler, der bestritten wird, wird zweimal begangen.«

Ich halte es da eher mit Winston Spencer Churchill, der da sagt: »Ein kluger Mann macht nicht alle Fehler selbst. Er gibt auch anderen eine Chance.« Henry Ford hat es ähnlich ausgedrückt: »Ich lerne lieber aus den Fehlern der anderen, als durch meine eigenen.« Diese Beiden waren möglicherweise ein bisschen weiser als Heiko der Große.

Vielleicht glaubt Heiko der Große sich ja an George Bernard Shaw ein Beispiel nehmen zu können, denn er spricht ja in seinem Video darüber: »Ein Leben, das jemand damit verbringt, Fehler zu machen, ist nicht nur ehrenvoller, sondern auch nutzbringender als ein Leben, das mit Nichtstun verbracht wird.« Dann aber hätte Heiko der Große nicht mitbekommen, dass es nur ehrenvoller ist, als nichts zu tun. Davon aber ist ja gar keine Rede.

Oder nach Johann Wolfgang von Goethe: »Es irrt der Mensch, solang‘ er strebt.« Dabei wäre allerdings zu beachten, dass Irrtümer etwas völlig anderes sind als Fehler, unter denen andere zu leiden haben.

Hier war ganz eindeutig von Fehlern die Rede, und es gibt noch jede Menge weiterer Zitate von Personen der Zeitgeschichte. Aber weder beim Launch noch bei der Verwirklichung der Umsetzung der verkauften Produkte ging es um Fehler, sondern um Fehlhandlungen, die von Habgier gesteuert waren. Das steht auf einem ganz anderen Blatt.

»Also wir müssen uns klar machen, dass diese Grundhaltung, wonach Fehler generell etwas Schlechtes sind, extrem schädlich ist,« meint Heiko der Große, aber er unterscheidet noch ein kleines bisschen, denn: »Ich rede hier nicht von Bereichen, wo Menschenleben betroffen sind oder Ähnliches, wo natürlich keine Fehler gemacht werden sollen, sondern ich rede hier von Business-Bereichen in aller Regel.«

Ach so, ist ja löblich, dass Fehler dort nicht passieren sollten, wo Menschenleben auf dem Spiel stehen. Im Business aber sind sie vertretbar. Hier hat Heiko der Große nun aber wirklich ein Eigentor geschossen und führt all seine Erklärungsversuche, Fehler zu legitimieren, bzw. gar als notwendig zu bezeichnen, ad absurdum.

Denn: Das würde ja aber doch voraussetzen, dass man sich aussuchen könnte, wann man Fehler machen darf, und wann nicht. Das dann aber würde bedeuten, dass man Einfluss darauf hat, Fehler zu machen oder auch nicht!

Spätestens hier wird deutlich, dass Heiko der Große gar nicht so groß ist, wie er sich gerne darstellt. Zumindest scheint er intellektuell bei Weitem nicht so auf der Höhe zu sein wie sein großes Vorbild Steve Jobs. So gesehen könnte ich mir weitere Ausführungen zu seinem Video ersparen, doch schauen wir noch mal ein bisschen weiter.

»Also wenn Sie Angst haben zu scheitern, dann scheitern Sie auf jeden Fall. Weil Sie eben nichts tun. Wenn Sie aber riskieren – auf Deutsch: Auf die Schnauze zu fallen – dann haben Sie danach alle Chancen, weil Sie danach wieder aufstehen, sich den Staub von den Kleidern klopfen und weiter machen.«

Völlig klar, da gebe ich ihm recht, aufstehen und weiter machen. Aber was hat das mit Fehlern zu tun? Auch dies zeigt, dass Heiko der Große der Intellekt fehlt, etwas tiefgreifend zu durchdenken; es gehört nun mal etwas mehr dazu, etwas wirklich zu verstehen, als lediglich Videos zu drehen und darin billige Plattitüden zu verbreiten.

Angst haben zu scheitern, muss doch nicht zwangsläufig etwas damit zu tun haben, Angst davor zu haben, Fehler zu machen. Wer hat überhaupt vor so etwas Angst? Das kann doch nur jemand sein, der sich an eine Materie heranmacht, die er nicht beherrscht. Die Frage ist dann, macht er so etwas überhaupt? Wenn ich als Schlosser eine Backstube eröffne, habe ich sicher keine Angst zu scheitern, denn ich muss mir da schon sicher sein, dass ich das neue Handwerk verstehe. Würde ich denn sonst so etwas überhaupt machen?

Aber ich könnte natürlich Angst – oder sagen wir Bedenken – davor haben, dass meine Finanzen nicht ausreichen, ich könnte Angst haben, nicht die nötigen Fachleute für die Verwirklichung meiner Ideen zu bekommen, ich könnte Angst haben, dass die Kunden ausbleiben, ich könnte Angst haben, dass mir meine Frau davon rennt, weil ich mich nur noch mit meiner Karriere beschäftige.

Um damit noch mal auf Steve Jobs zurückzukommen, der scheiterte ja nicht, weil er mutig einen Fehler nach dem anderen Produzierte, sondern weil er Produkte entwickelte, die niemand haben wollte. Heiko der Große: »Er entwickelte eine weitgehende unverkäufliche Hardware, auch viel zu teuer, aber die zum Beispiel auch eine wegweisende Software entwickelte, die dann später, nachdem die Firma Next durch Apple gekauft wurde, die Basis für Mac OS X werden sollte.«

Vielleicht will er ja damit sagen, dass der Flop seiner BusinessMasterBoxen doch nur der Anfang einer Serie erfolgreicher Produkte sein wird. Wäre ihm und seinem Unternehmen ja zu wünschen. Aber darum geht es ja wirklich nicht und wird an der Haltung der beiden Internetmarketer Andreas Obermüller und Roland Ewert deutlich, die fleißig und sehr erfolgreich die Werbetrommel für die BusinessMasterBoxen gerührt haben: »Wir glaubten an die Qualität des Produktes und an einen hohen Nutzwert für die Käufer. Für diesen ›Glauben‹ hatte uns damals der Name eines deutschen Top-Marketers ausgereicht. Es gab für uns keine Möglichkeit das Produkt vorher zu testen. Wir werden auf absehbare Zeit keine Produkte mehr bewerben, die im Zusammenhang mit der Netzverdienst.com AG stehen. Selbst wenn das Produkt unseren Qualitätsansprüchen gerecht werden würde, so entspricht die Servicequalität der AG aktuell keinerlei Mindestanforderungen. Dies ist aus unserer Sicht für unsere Kunden nicht akzeptabel und somit ein “No GO”.«

Hat ein mangelnder Service etwa irgendetwas mit Fehlern zu tun? Das ist keine Frage eines Fehlers, sondern schlicht und ergreifend das Fehlen einer entsprechenden Geisteshaltung; man kennt so etwas auch unter den Begriffen Ethik und Moral.

Mal ganz nebenbei: Würden Heiko der Große und die Aktionäre der Netzverdienst.com AG völlig gelassen bleiben, wenn durch einen Mitarbeiter des Teams dem Unternehmen ein größerer finanzieller Schaden entstehen sollte? Ich möchte nicht wissen, was dann los wäre. Doch den Worten in seinen Videos gemäß geht Heiko der Große zu dem Mitarbeiter, klopft ihm anerkennend auf die Schulter mit den Worten: »Gut gemacht, mein Junge, ich sehe schon, du entwickelst dich zu einem unserer besten Mitarbeiter; weiter so, du bist auf dem rechten Pfad, ein richtig erfolgreicher Mann zu werden. Bei der nächsten Betriebsfeier werde ich dir öffentlich eine Urkunde und eine Prämie überreichen, und eine Gehaltserhöhung ist auch fällig.«

Glaubt das wirklich irgendein Leser?

Jan | Portugal

PS: Ich entschuldige mich dafür, mich manchmal etwas derb ausgedrückt zu haben. Aber die beiden Videos waren wirklich das Letzte, was man uns vorgesetzt hat. Dazu gibt es keine zwei Meinungen, um mit den Worten von Ralf Schmitz zu sprechen. Ich befürchte allerdings, es gibt sie doch.

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